Bucher Sniff, Infos zum Modell von Arnold Wirz

 

Vorgeschichte

Wann genau Dani Bucher seinen Sniff auf den Markt brachte, konnte ich noch nicht sicher ermitteln. Das früheste Datum, welches ich bisher feststellen konnte, war ein Inserat in Modell 3/1984 und zeigt, dass Dani Bucher schon 1984 die Version 2 des Sniffs auf den Markt brachte. 

Das bedeutet, dass die Version 1 schon vor 1984 auf den Markt kam. Der Sniff war der Nachfolger des Jonathan und gehörte zu den frühen Konstruktionen von Dani Bucher. Er hat ihn ursprünglich für die FAI-Wettbewerbsklasse F3B konstruiert, doch soll er diesen Anforderungen nicht ganz genügt haben. Das galt schon für den Jonathan, dort allerdings, weil dieser schon etwas in die Jahre gekommen war. Ausserhalb des Wettbewerbes wurde der Sniff sowohl als reiner Segler oder als Motorsegler eingesetzt. Und in dieser Funktion war er sehr beliebt. Hinter dem Pfiff war er das am zweithäufigsten verkaufte Modell aus dem Hause Dani Buchers. Er soll bei sehr starkem Wind und bei hohen Geschwindigkeiten hervorragend geflogen sein, aber nicht ganz schnell genug, da das E205-Profil in diesem Bereich seine Grenzen erreichte. Modellbauer, welche ihn flogen, versicherten mir aber, dass man mit ihm ebenso sanft fliegen konnte, wie mit dem Pfiff, unabhängig davon, ob er nun motorisiert war oder nicht. Dani Bucher hat den Sniff mit folgendem Spruch mit dem weiter oben erwähnten Inserat während vielen Jahren beworben: Sniff F3B - der Speedflieger für die Thermik.


Kurzer Modellbeschrieb

Schaut man sich den Jonathan und den Sniff genauer an, kann man leicht festellen, dass sie gewisse Ähnlichkeiten aufwiesen: Der Rumpf und seine Bauweise wären sehr ähnlich. Auch die Montage der Flügel mit Rundstahl stimmte überein.

Vom Sniff gab es offensichtlich zwei Versionen:

Anlässlich der Modellflugbörse Dübendorf vom 1.11.2014 sah ich an einem Stand ein Paar gebrauchte und an der Nasenleiste reparierte Flügel, welche wegen der leichten Pfeilung ganz eindeutig von einem Sniff stammten, jedoch deutlich leichter gebaut waren als jene Flügel, die ich bisher sah. Das Flügelpaar wog ca. 440 g. Es war eines mit Querruder. Auch besassen diese Flügel keinen speziell ausgebildeten Kasten für die Aufnahme des Federstahls und des Bleigewichtes. Ich habe die Vermutung, dass es sich hier um die Überreste eines Modells der ersten Version des Sniffs handelte. Ganz sicher bin ich aber nicht, denn es fehlte der dazu gehörende Rumpf.

Auf der Homepage der MG Linth erwähnt ein Mitglied, dass es einen Sniff der 1. Version im Jahre 1987 kaufte, was belegt, dass Dani Bucher ganz offensichtlich beide Versionen nebeneinander anbot, zumindest solange, bis alle Modelle der 1. Version verkauft waren, also bis mindestens 1987. Diese erste Version hatte den bekannten gelben Rumpf, wie man ihn vom Bucher Pfiff her kannte. Der Flügel wurde wie beim Pfiff aufgesetzt, das Modell war also ein reiner Hochdecker.

Die zweite Version kam 1984 auf den Markt und hatte nun einen weissen Kunststoffrumpf mit einer angesetzten Rute zum V-Leitwerk. Hier war der Flügel etwas tiefer angesetzt. Es war ein Schulterdecker. Das Flügelpaar wog satte 560 g. Der Rumpfausleger zum V-Leitwerk war eine sich verjüngende Rute von anfänglich 24 mm und hinten noch 19 mm Durchmesser.

Der Sniff zeichnete sich durch einen leicht gepfeilten Flügel aus mit durchgängig gleicher Flügeltiefe in klassischer Kieferholz / Balsaholzbauweise mit nicht weniger als 4 durchgehenden Holmen aus Balsa- und Kieferholz sowie einer Front- und einer Endleiste aus Balsaholz.Sniff Pfeilflügel sind eigentlich eine Seltenheit bei Segelflugzeugen, umso gespannter war man dann auf die Reaktionen der Modellflieger. Das äusserst filigrane Muster von Rippen und Holmen verlangte schon fast zwingend eine Bespannung mit transparenter Folie. Den Sniff bekam man von der ersten Version an sowohl mit oder ohne Querruder.

Dieser auf dem Bild vereinfacht dargestellte Plan zeigt den Sniff und veranschaulicht, dass er tatsächlich einen leicht gepfeilten Flügel hatte. © Dani Bucher, Flug-Modellbau

Dani Bucher war aber nicht der einzige, welcher bei grösseren Segelflugmodellen einen gepfeilten Flügel verwendete. Rund 5 bis 10 Jahre vor ihm hat der Deutsche Jan Bartovic schon ein paar verschiedene Modelle mit dieser Bauart erprobt und er hat ebenfalls Eppler-Profile benützt und zwar solche der 190er Reihe. Bekannt geworden sind der Super Jet mit 3.45 cm Spannweite und der Koffer-Jet mit 2.19 Spannweite. Auch der britischen Baukasten-Hersteller Sean Bannister baute seinen Algebra 2M mit Pfeilflügeln und 199.5 cm Spannweite. Dieser hatte ebenfalls das E 205-Profil und lag damit sehr nahe beim Sniff. Bei diesem Modell ist allerdings nicht bekannt, wann es flog, doch scheint es so um 1985 gewesen zu sein. Weitere Hersteller von ähnlichen Modellen waren Multiplex (Akro), Carrera (Sagitta), Graupner (Cumulus) und Beinecke (Schwalbe). 

Der Flügel des Sniffs wies eine V-Stellung von etwa 4-5° auf und wurde auf einem Stück Federstahl aufgesteckt, dessen Durchmesser nicht weniger als 8 mm (!) betrug, ganz klar ein Zeichen dafür, dass das Modell kaum als Leichtwindsegler gedacht war, sondern schon eher als Sturmvogel. Dafür sprechen auch die 4 durchgängigen Holme aus Holz. Jene Flügelpartie, welche den Federstahl aufnahm, wurde in der zweiten Version mit einem besonders stark ausgebildeten Kasten versehen, der in der Lage war, alle am Flügel auftretenden Kräfte aufzunehmen. Diese Flügelkästen dienten aber vor allem zum Einschieben von Bleigewichten, doch das war nur bei stürmischem Wind nötig und den Spezialisten vorbehalten.

Eine weitere Besonderheit war, dass man den Sniff auch vorgefertigt als Rohbaumodell kaufen konnte. Es gab auch hier immer eine Version mit und eine ohne Querruder. Das Aufklappen der Kabinenhaube mittels eines Servos als Luftbremse wurde beim Sniff der zweiten Version häufig angetroffen, war aber eine Eigenlösung der Besitzer, doch hat Dani Bucher die Kabinenhaube so gestaltet, dass dies möglich war.


Aufgefundene Kommentare

Niggi Moos schrieb in 'flightforum', dass der Sniff ein sehr gut fliegender Elektrosegler mit Rippenflügel war und einen GFK-Rumpf gehabt habe. Ferner wies er als Modellflieger bei der MGBN darauf hin, dass in diesem Klub nicht weniger als drei Sniffe mit Getriebemotoren im Einsatz gewesen seien. Das Modell hätte wohl infolge der grossen Flügeltiefe recht gute Thermikeigenschaften gehabt. Einer dieser Sniffe ist am 3.9.2007 immer noch im Einsatz gewesen.

Die letzten ladenneuen Modelle sollen noch deutlich über das Jahr 2000 hinaus über den Ladentisch einzelner Unterhändler gegangen sein.

Jenes Mitglied der MG Linth, welches seinen Sniff schon 1987 gekauft hatte und dann unvollendet etwas schlummern liess, hat ihn nach 24 Jahren 2011 doch noch vollendet und einen erfolreichen Erstflug gemacht. Der gelb-dunkelblaue Sniff hat noch den leichteren Flügel und den im Rohbau gelben Rumpf, wo der Flügel oben aufgesetzt wurde. Er ist motorisiert, hat Querruder und ist im wahrsten Sinne eine Augenweide. Mehr siehe in der Homepage der MG Linth, unter Schnellsuche 'Sniff' eingeben! (Anmerkung IGA Juni 2024: auf der Hompage nichts mehr zu finden)


Die Geschichte mit dem Eppler-Profil E205

Gelegentlich hörte man von Modellfliegern etwas Gemecker über dieses Profil, doch es hatte für den Modellbauer den grossen Vorteil, dass es unten praktisch flach war. Daher erleichterte das den Flügelbau auf den damals üblichen Graupner-Systembaubrett aus Balsa mit dem 1 cm-Karomuster ungemein. Ich möchte hier nicht in die Details gehen, aber ich habe eigentlich zur Hauptsache gehört, dass das Profil den Bucher-Modellen gutmütige Flugeigenschaften verlieh. Was bei der Kritik etwas unterging, war die Tatsache, dass Hunderte von Flugschülern Dani Buchers das Einmaleins des Modellsegelfliegens genau mit diesem angeblich so heiklen Profil erlernten. So schlimm können die erwähnten Mängel des E205 also nicht sein. Erst wenn ein Flugschüler sich mit allen Modellen Dani Buchers auseinandergesetzt hat, wird er beim Sniff allenfalls an die Grenzen des E205-Profils gelangen. Insgesamt sorgte das E205-Profil recht häufig dafür, dass diese Modelle länger in der Luft blieben. (siehe auch Anmerkung zum Profil bei Bucher Pfiff Baubericht)

Die Profile wurden von einem Team unter der Leitung von Prof. Richard Eppler in den 1960er und 1970er Jahren an der Universität Stuttgart berechnet und in den folgenden Jahren recht häufig in der Modellfliegerei eingesetzt. Das ist inzwischen schon bald 50 Jahre her und es ist völlig natürlich, dass es heute noch bessere Profile gibt. Für den Modellflieger, welcher nicht in der allerobersten Liga fliegt, sind die Profile nach wie vor gut genug, vor allem beim genussvollen Fliegen. Die am häufigsten geäusserte Kritik war, dass das Profil zu langsam sei. Das relativiert die Kritik.


Mein eigener Sniff

2014 konnte ich nach längerem Suchen einen noch recht gut erhaltenen Sniff erwerben, welcher bereits zur verstärkten Version gehört. Das Baujahr ist nicht bekannt, doch muss es um 1988 herum liegen. Das Modell ist heutet etwa 30 Jahre alt. Er flog bei der MFG Weinfelden unter der AeCS-Immatrikulation WF-19. Diesen Sniff habe ich 2015 schrittweise auf Vordermann gebracht und optisch aufgefrischt. Das Modell könnte gemäss Dani Buchers Angaben mit einem Gewicht von bis zu 1700 g geflogen werden. Mein Modell wog beim Kauf als reiner Segler ohne Akku und Empfänger 1132 g und hatte keine Querruder. Für eine massvolle Motorisierung sowie das weitere Zubehör wie Akku, Empfänger, Getriebe, Propeller blieben also mehr als genügend Reserven. Ich habe das Modell nicht umgebaut, sondern das meiste im Originalzustand belassen.

Die für den Flügel verwendete dünne Folie hat sich im Laufe der Jahrzehnte wieder etwas ausgedehnt und war an vielen Stellen wellig geworden. Ein Glätteversuch hat gezeigt, dass die damals 27 Jahre alte Folie immer noch in Ordnung ist. Das Glätten war kein Problem. Etwas mehr Arbeit erforderte dann die Reparatur eines Risses im Rumpf und die Wiederherstellung eines Flügelbruchs im rechten Wurzelbereich und im V-Leitwerk, was offensichtlich von einer ziemlich ruppigen 'Landung' des Vorbesitzers herrührte. Ich schreibe hier Landung, weil es bei Modellfliegern üblich ist, von einer Landung zu sprechen, wenn der grössere Teil des Modells nach der 'Landung' noch miteinander verbunden ist oder wenn die Trümmer in einer sauberen geraden Linie entlang der Piste herumliegen. Von einem Absturz spricht man erst dann, wenn die Trümmer des Modells ungeordnet verstreut sind. Haha.

Das Modell erhielt nun einen elektrischen Antrieb, der ausreichen sollte, es auf 100 Meter Höhe zu bringen und dann noch in der Lage ist, es bis zu zwei Kilometer zurück zum Startplatz zu 'schleppen'. Dazu reicht ein Speed 400 mit einem 3.5:1-Jastron-Getriebe und einem Klapppropeller von 27 x 20 cm sowie ein 850 mAh-LiPo-Akku. Die zusätzliche Ausrüstung wiegt 256 g und erhöht das Startgewicht auf 1'388 g. Damit bleibe ich weit innerhalb der Limite. Sollte sich zeigen, dass der Motor oder der Akku zu schwach ist, kann ich das Modell mit einem Hacker-Motor vom Typ B20-15 L ausrüsten, der ein 4:1-Getriebe hat, aber 80 Watt leistet und nur 69 g wiegt.

Sniff RumpfEin Blick ins Innere des Rumpfs: Vorne der Multiplex-Empfänger 40 MHz, dahinter die Miltiplex-Servos C1 mit dem Mischgestänge und seitlich am Rumpf der E/A-Schalter. Wie bei allen Bucher-Modellen üblich, ist der Motor schwer zugänglich. © Arnold Wirz

Da das Modell mit zwei Multiplex-Servos ausgestattet ist, verbaute ich meinen Multiplex Uni 9-Empfänger, sodass ich die vorhandenen Stecker nicht ersetzen musste. Die Ausrüstung ist zwar völlig veraltet, aber sie funktioniert noch einwandfrei und passt gut zu dem über 25 Jahre alten Modell. 

Nach dem Umbau habe ich den Rumpf in mittelhellem Blau gestrichen, was gut zu den orangefarbenen Flügeln passt. Die weissen Zierstreifen am Flügel habe ich entfernt. Das Modell wird entsprechend seinem Alter als historisches Modell betrieben und von daher ist es angebracht, noch soviel alte Technik wie möglich beizubehalten, wie etwa den Speed 400-Motor, die antike Fernsteuerung mit 40 MHz, der ebenso alte Empfänger, die Servos und die mechanische Mischung der Steuersignale auf das V-Leitwerk.

SniffDas Modell sieht wieder aus wie neu. Die Motorisierung war nötig, da ich den fast 1.4 Kilo schweren Motor-Segler nicht wie einen HLG fünfzig bis siebzig Meter in die Höhe schmeissen kann. © Arnold Wirz

 

SniffVon der Seite her gesehen sieht man deutlich die leichte Pfeilung des Flügels, aber auch die V-Stellung von ca. 4°. © Arnold Wirz

 

Wegen des Seltenheitswertes wird das Modell nur selten geflogen, allein schon, weil ich kein guter RC-Flieger bin und aufpassen muss, dass dem Modell nichts geschieht. Einen schönen Hangflug werde ich mit dem Modell aber schon hinbekommen. Das Modell wird somit nicht als Sturmvogel, sondern ganz am anderen Ende der Einsatzskala geflogen, denn auch das kann der Sniff: Sehr langsam fliegen und jede Thermik erschnüffeln. Er erhält sozusagen sein Gnadenbrot und wird für gelegentliche Spazierflüge benützt. Er wird in meiner Modellflugsammlung in die Gruppe der zurzeit 57 'antiken Segelflugmodelle' eingeteilt.

Sniff FlügelDas frisch restaurierte Flügelpaar. Leider gibt es die Original-Folie nicht mehr. Die zum Reparieren benützte war etwas durchsichtiger, doch kann man damit leben. Gut erkennbar die Flügelkästen für den Bleiballast. © Arnold Wirz

AntriebHier sieht man den Graupner Speed 400 mit einem 3.5:1-Jastron-Getriebe, welches aus Tschechien stammt und jetzt endlich seinen Dienst im Bucher Sniff verrichtet, vermutlich mit über 20 Jahren Verspätung. © Arnold Wirz

 

 



Technische Daten

  • Spannweite: 200 cm nur die Flügel, inkl. Rumpf: 207 cm
  • Länge: 126 cm
  • Höhe: 20 cm
  • Flügeltiefe: 24.5 cm
  • Flügelfläche: 47.4 dm²
  • Flächenbelastung: 29.28 g/dm²
  • Servos: Multiplex 1C (von 1990)
  • Empfänger: Multiplex Uni 9
  • Akku: Topoly 35, 850 mAh, 7.4 V
  • Regler: Robbe Air Control 840, 40 A
  • Motor: Speed 400, 7.2 V
  • Getriebe: Jastron 3.5 b aus Tschechien
  • Propeller: Aeronaut Klapp 27 x 20 cm
  • Streckung: 1:8.8
  • Profil: Eppler E205 mod. B
  • Rumpf: GFK vorne, Kunststoff-Rohr hinten
  • Flügel: Balsa- und Buchen- oder Pappelholz, V-Stellung ca. 4°
  • Leitwerk: V-Form
  • Gewicht: 1388 g 


Die Gewichte meines Sniffs im Einzelnen

  • Rumpf inkl. Servos: 500 g
  • Flügel: 538 g
  • Leitwerk: 32 g
  • Motor + Getriebe: 96 g
  • Flügel-Verbindungs-Federstahl: 36 g
  • Propeller 27 x 20 cm: 22 g
  • Empfänger: 48 g
  • Akku: 46 g
  • Kabinenhaube: 24 g
  • Regler: 36 g
  • Ein/Aus-Schalter: 10 g
  • Total: 1388 g

 

Datum der letzten Nachführung durch Arnold Wirz: 25.2.2018

 

Quellen:

  • OGS-eigene
  • wiki.rc-network.de (div. Detailinfos)
  • MG-Linth (2011)
  • VTH-Shop/Planarchiv
  • Flightforum (3.9.2007)
  • alte Händlerkataloge
  • Modell 3/1984 (Inserat)

 

Letztmals redigiert: 2.6.2024