Brändli BX-2 Cherry

 

Einleitung

Die Brändli BX-2, ein für den Eigenbau entwickeltes Flugzeug, wurde von Gody Wettstein, gebürtiger Seebacher und Sohn des bekannten Schuhmachers an der Seebacherstrasse 74, im Laufe vieler Jahre nachgebaut.


Kurzgeschichte von Max Brändli

Max Brändli (31-3.1924 - 15.6.2009) begann schon Flugzeugmodelle zu bauen, bevor er zur Schule ging. Während seiner Mechanikerausbildung baute er bereits Motoren für Modellflugzeuge und lernte das Segelfliegen auf dem Schulgleiter Zögling. Für alle BX-2 Flugzeugtypenfans noch ein Hinweis: Bereits 1945 machte sich Max Brändli Gedanken über ein kleines Eigenbauflugzeug mit Druckpropeller in Doppelrumpfanordnung wie der De Havilland DH-100 Vampire. Es gibt noch eine Skizze davon, die man auf der Homepage von BX Aviation findet. Die Bezeichnung lautete BX-1. Gebaut wurde das Flugzeug nie, denn 1945, unmittelbar nach dem letzten Krieg, hatten die Leute andere Sorgen.

An einem Schweizer See am Jurabogen lebend, war Max Brändli lange Zeit mit seinem selbst gebauten Segelschiff unterwegs, bevor er sich 1957 wieder dem Segelflug zuwandte. Das Motorflug-Brevet erwarb er 1972. Viele Jahre war er für die Wartung und Reparatur der Segel- und Schleppflugzeuge in der Segelfluggruppe Biel (SGB) verantwortlich, was sich nach seinen Angaben, zusammen mit dem Studium zum Maschinenbauingenieur, als sehr wertvoll für die Konstruktions- und Bauphase der BX-2 erwies.

Max Brändli hat die BX-2 Cherry in nur 3,5 Jahren und in etwa 5500 Stunden Arbeit konstruiert und gebaut. Viele der späteren Lizenznehmer brauchten wesentlich länger für den Nachbau der Cherry. Nach Anfertigung des weltweit für seine 'Schweizer Präzision' bekannten Zeichnungssatzes hat Max Brändli im Januar 1983 die ersten 7 Baulizenzen erteilt. Bis Juni 2009 waren es bereits 236. Es braucht rund 5000 Stunden Zeit und etwa Fr. 35'000.-- bis die Cherry flugfertig gebaut ist. Danach wird der Eigenbauer mit seiner selbst gebauten, wirtschaftlichen Maschine mit hervorragenden Flugeigenschaften und bester Rundumsicht für seinen Einsatz reichlich entschädigt.

Max Brändli hat in den 1990er Jahren auch die BX-3 Swing konstruiert, einen Einsitzer. Dieser fliegt noch, wurde jedoch nicht zum Nachbau angeboten. Der Text zur Kurzgeschichte entnahm die OGS mit kleinen Änderungen der Homepage von BX Aviation.

Max Brändli ist leider auf einem Flug nach Skandinavien mit seiner Brändli BX-2 tödlich verunglückt. Er unternahm diesen Flug im hohen Alter von 85 Jahren, galt aber als fit und gesund. Man hat ihm sein Alter nicht angesehen.

Da die Brändli BX-2 Cherry vom ehemaligen Seebacher Gody Wettstein nachgebaut wurde, erscheint sie in der OGS-Seebach, aber auch deshalb, weil so sein gesamtes aviatisches Lebenswerk an einem Ort zu finden ist. Nachfolgend sind die Leistungsdaten für die Version mit 65-PS-Motor aufgeführt.


Kurzbeschrieb des Flugzeugs

Die Brändli BX2 Chery ist ein leichtes 2-sitziges Motorflugzeug in Kompositbauweise aus Holz, Styroporschaumfoam, Glasfasern und Epoxidharz. Die Sitzplätze sind nebeneinander angeordnet. Er ist als Tiefdecker mit schnell demontierbaren Flügeln und Einzieh-Bugrad-Fahrwerk ausgelegt. Es besitzt Landeklappen, deren Bewegungen in reduziertem Masse auch den Querrudern übertragen werden. Weitere Eigenschaften: Pendelhöhenruder mit Antiservoklappe. Lenkbares Bugrad mit Hohlgummifeder. Hauptfederbeine aus Glasrovings mit Holzkern, hydraulische Bremsen simultan mit Handhebel betätigt. Nach vorne schiebende Vollsichtplexiglashaube. Seitenruder mit Seilen, Höhen- und Querruder mit Stangen angetrieben. Diese Daten stammen aus der Kurzbeschreibung von Max Brändli.


Bau des Flugzeugs durch Gody Wettstein

Um 1983 herum kaufte Gody Wettstein die Pläne für den Brändli BX-2 Cherry und baute dieses Modell im Alleingang im Bastelkeller seines Hauses in Oberhasli und zwar ganz streng nach den Bauvorschriften. Für das Flugzeug hatte er bereits einen Continental C65 eigens in Holland abgeholt. Er stammte von einer Jodel, die wegen Spritmangel in einen Wald gefallen war. Der Motor war daher unversehrt! Andere Erbauer der BX-2 haben ihr Flugzeug mit dem baugleichen, aber stärkeren Continental C90 ausgerüstet.

Beim Bau der Brändli BX-2 Cherry zeigte sich der beträchtliche Zeitaufwand für die Fertigstellung ganz besonders deutlich. Neben dem Beruf und dem Flugzeugbau blieb Gody Wettstein kaum mehr Zeit für Familie und anderes, sodass er sich im August 1996 entschloss, das zu etwa 90% fertiggestellte Flugzeug an einen Partner weiter zu geben, welcher es noch zu vollenden hätte. Vorgesehen war dann, dass es beide gemeinsam fliegen und betreiben würden.

Der Partner war bald gefunden. Es war ein Herr Strebel, von Beruf Linienpilot, also gute Voraussetzungen. Weil dieser später eine Flugschule eröffnete, fehlte es ihm dann an der nötigen Zeit, um mit der Vollendung voran zu kommen. Und so ging der schöne Plan nicht auf. Herr Strebel verkaufte das immer noch unvollendete Flugzeug im Jahre 2010 weiter an Thomas Gschwind aus Bad Dürkheim (D).


Erstflug

Thomas Gschwind baute danach mit viel Eifer und Freude weiter und brachte die Maschine nach 3 1/2 Jahren vom Rohbau zur Fertigstellung. Dass das Flugzeug beim Verkauf nach Deutschland bereits zu 90% fertig gestellt war, dürfte ein eher optimistischer Wert gwesen sein, denn für die Nachfolger gab es noch viel Arbeit. So hat Thomas Gschwind den von Gody Wettstein eingebauten Continental C65-Motor durch den wesentlich stärkeren BMW GS-1200 ersetzt.

Am 4. Mai 2014 erfolgte dann der Erstflug, wie er kürzlich der OGS meldete. Leider konnte er Gottfried Wettstein den fertigen Flieger nicht mehr in echt zeigen, denn dieser verstarb am 17.5.2015. Die Information zum Erstflug hat er jedoch noch erhalten. Ein Video vom Erstflug findet man hier.

Der Erstflug dauerte 28 Minuten bei strahlendem Sonnenschein. Der Start erfolgte um 08:08 UTC vom Flugplatz EDRF aus (Bad Dürkheim). Es ist ein kleiner Flugplatz mit Hartbelagpiste bei der Kreisstadt Bad Dürkheim, zwischen Ludwigshafen und Kaiserslautern in der Pfalz gelegen. Der Jungfernflug mit der Cherry BX-2 / D-ENTG verlief ohne Probleme. Auch der GS1200 BMW-Motor (Motorradmotor) lief zur vollen Zufriedenheit. Vom Flugzeug findet man im Internet von Volker Hilpert unter der Bezeichnung "Brändli BX2 D-ENTG" noch zwei schöne Fotos.


Technische Daten

Spannweite: 7 m
Länge: 5.23 m
Höhe: 2.03
Leergewicht: 315 kg
Tankvolumen: 82 Liter
Zuladung: 178 kg
Abfluggewicht: 550 kg
Lastvielfaches: + 3,8 / - 1,9
Motor, ursprünglich geplant war ein Continental C65 mit 65 PS bei 2300 U/min
Motor, endgültig: BMW GS1200 mit 100 PS
Verbrauch: 13-14 Liter im Reiseflug
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Reisegeschwindigkeit: 230 Km/h
Aktionsradius: ca. 1200 km
Steigleistung: 2.6 m/sek zu zweit
Steigleistung: 3,7 m/sek alleine
Startrollstrecke: 290 m (Hartbelag)
Landerollstrecke: 210 m (Hartbelag)
Lärm: 63 db


Quellen:
- Wettstein, Gody
- http://bx-2.de/max-braendli/ (BX-2 Homepage mit Porträt von Max Brändli)
- http://www.spang-air.de (Aufbau einer weiteren BX-2, mit tech. Daten)- Meldung von Thomas Gschwind, Link zum Video - --  - vom Erstflug: https://www.youtube.com/watch?v=CnTqMVmXE-M

 

Letztmals redigiert: 25.6.2024

 

Bildstrecke

BX-2 Bau FlügelholmeDer Bau der Flügelholme begann im Herbst 1987. © Gody Wettstein

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Fertige HolmeIm Januar 1989 sind die Flügelholme fertig. © Gody Wettstein

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Rippen mit HolmDie ersten Flügelrippen werden mit dem Holmen verbunden. © Gody Wettstein

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Aufbau FlügelBlick in den Aufbau der Flügel. © Gody Wettstein

© Gody Wettstein

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FahrwerkDas Fahrwerk nimmt Gestalt an. © Gody Wettstein

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Rumpf SeitenwändeDie Seitenflanken des Rumpfes bestehen aus Holz. © Gody Wettstein

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RumpfbauDer Rumpf nimmt Gestalt an. © Gody Wettstein

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BelastungstestVorbereitung zum ersten Belastungstest der Flügel. © Gody Wettstein

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BelastungstestDer Belstungstest verlief erfolgreich. © Gody Wettstein

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KabineDie Kabine mit zwei Plätzen nebeneinander im Rohzustand. © Gody Wettstein

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RumpfrückenDer Rücken des Hinteren Rumpfteils wird mit Kunststoffschaum beplankt und musste anschliessend mit einem heissen Draht sauber gerundet werden. © Gody Wettstein

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VergleichsflugzeugZwischendurch besuchte Gody Wettstein immer wieder Fliegertreffen, wo er natürlich vor allem die Cherry der anderen Eigenbauern in Augenschein nahm. Hier ein Modell, welches Gody Wettstein besonders gefiel. © Gody Wettstein

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neue BesitzerDas sind die neuen Besitzer des Brändli BX-2-Rohbaus beim Abholen des Flugzeuges vor dem Haus von Gody Wettstein. © Gody Wettstein

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VerladDas Flugzeug wird demontiert und in den Lastwagen verfrachtet. © Gody Wettstein

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ZusammenstellungHier sieht man sehr schön, dass das Instrumentenbrett noch fehlt. Die Plexiglashaube benötigt noch den Klarschliff. © Gody Wettstein

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ZusammenstellungDas Flugzeug ist in seinen Umrissen bereits klar als Cherry zu erkennen. © Gody Wettstein

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ZusammenstellungDas Flugzeug ist im Rohbau schon fast fertig. Es fehlen noch der Motor, die Ruder, das Instrumentenbrett und die elektrische Ausstattung und und und..... © Gody Wettstein

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VerladDas Flugzeug ist fast verladen. Schon bald fährt der Lastwagen mit der wertvollen Fracht ab. © Gody Wettstein

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BX-2Das Bild zeigt eine andere Brändly BX-2 Cherry im August 1997. Die Maschine stammte aus den Niederlanden und machte am Flugtag Grenchen 1997 einen Freundschaftsbesuch. © Arnold Wirz

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BX-2Das Bild zeigt eine weitere Brändli BX-2 Cherry an einem Flugtag in Grenchen im August 1997. © Arnold Wirz